Die Bigband bei Swing and Sing am 8.11.2014

Der Übungsmarathon hat sich gelohnt

Die Halle ist voll besetzt, noch viel besser: Alle Konzertgäste stehen, applaudieren bes(ch)wingt, fordern etliche Zugaben heraus – und bekommen, was sie sich wünschen. Es ist das Ende eines mitreißenden Abends, bei dem Stimmen von Instrumenten ebenso wie die von Martina Mehrer brillieren, Lesungen und Moderationen auflockern, zum Zuhören auffordern. „Es hat Riesenspaß gemacht“, verrät Edith Weinheimer aus Heidelberg, die die unregelmäßig stattfindenden Konzertaktionen des Musikvereins Plankstadt, bevorzugt der Big Band, immer besucht. Sie summt noch immer Gershwins „Summertime“, einen Klassiker, den das Programm natürlich auch vorsah. Das tun viele, denen zwei Stunden Musikgenuss noch lange im Ohr klingen. Dieses Vergnügen teilen auch die Musiker, die Energie verströmen, unter Beweis stellen, was in ihnen steckt und das mit Spaß an der Spielfreude. Gespickt mit etlichen Soli erwecken sie Altbekanntes („Bei mir bist du schön“, Ella Fitzgerald, Ursprung etwa 1937/38), „September“ (Earth, Wind & Fire, 1978) im frischen Mix mit Modernem („Forget you/F**k you“, Bruno Mars, 2010) zum Leben. Allein der Countdown zum konzertanten Abend – aus der Raumpatrouille Orion, einer deutschen Science-Fiction Kultserie von 1966 – lässt schon ahnen, was kommt.

Flotte Garderobenwechsel

Teile sammeln mit „Pick up the Pieces“ müssen die Big Bandler da nicht, denn es geht nichts zu Bruch, ganz im Gegenteil – alles wird eins: die Instrumente mit den Musikern, dem Dirigenten Patrick Wewel und der Sopranistin Mehrer, die versiert jeden Song akzentuiert. Dazu überrascht sie mit flotten Garderobenwechseln und erscheint mal sommerlich geblümt oder elegant-lasziv ganz in Schwarz mit Federboa. Sie singt, swingt, kokettiert mit dem Schlagzeuger sowie bei der Zugabe mit dem Dirigenten und sitzt auf einem Barhocker, als würde sie in der netten Kneipe an der Ecke mal eben ein paar Freunden ein Liedchen darbieten. Klasse. Schau und Show, das muss man dem Gesamtarrangement lassen, harmonieren prima.

„Das ist an einem langen Abend mit zahlreichen Hörproben und mehr schon im vergangenen Dezember entstanden“, erzählt Patrick Wewel unserer Zeitung, dass lange geprobt wurde für das bestechende Ergebnis. Beigetragen zum Gelingen haben sicher die Worte von Horst Richter, der begrüßte, lobte und am Ende dankte, in erster Linie den Musikern, dem Dekorationsteam, der Co-Moderatorin, den Unterstützern und nicht zuletzt den Besuchern, die den Abend möglich gemacht hatten.

Claudia Verclas wählte manchmal Textpassagen aus den kommenden Liedern, manchmal setzte sie ein Gedicht, etwa ein sommerliches des Mannheimer Kabarettisten Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel vor „Summertime“, voran. Der Bär „Pi“ steht sinnbildlich für die Bedeutung der Freundschaft, die sich in „You’ve got a Friend in me“ (Randy Newman, Titelsong der „Toy Story“) zeigt.

Stücke zum Fingerschnippen

Diese Sprachpassagen verschaffen den Musikern Raum zum Luft holen und den Zuhörern Einblick in den Inhalt der Werke. Die Saxofone dominieren am Samstagabend die Soli, gefolgt von Trompetenlinien, die von Einzelinterpreten eingestreut werden. Perfekt klingen zudem die Instrumental-Stücke, die alle zum Fingerschnippen und Füßewippen animieren. Nach besagtem Stehapplaus legen die Protagonisten noch eins drauf: Sambarhythmen reißen die Stimmung noch einmal hoch, Mehrer umgarnt Dirigent Patrick Wewel und hinterlässt ihre Federboa um dessen Hals, während dieser unbeeindruckt weiter seine Musiker zur Höchstleistung führt. Die Big Band hat ihrem Namen alle Ehre gemacht und Freude auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen und -hören gemacht.

Einen kleinen visuellen Eindruck von „Swing and Sing“ finden Sie hier in unserer Galerie.

© Schwetzinger Zeitung, Montag, 10.11.2014